Der kostengünstigste und wahrscheinlichste Weg zu einem klimafreundlichen Wärme- und Heizsystem führt über größere Effizienzanstrengungen im Gebäudebereich und hier vor allem die Dämmung bestehender Gebäude. Derzeit wird jährlich etwa eines von hundert Bestandsgebäuden gedämmt, nötig für das Gelingen der Wärmewende ist eine Verdopplung.
Breiter P2X-Einsatz ist kurzfristig kaum darstellbar
Die Alternative, ein flächendeckender Einsatz von synthetischen Brennstoffen, die aus erneuerbarem Strom erzeugt werden (Power-to-Gas/ Power-to-Liquid, P2X) als Ersatz für fossiles Erdgas und Heizöl ist kurzfristig kaum darstellbar und würde die deutschen Haushalte bis zu 8,2 Mrd. Euro/a mehr als der Effizienz-Pfad kosten.
Dies zeigt eine Studie im Auftrag von Agora Energiewende und der European Climate Foundation. Sie untersucht, wie sich am kostengünstigsten das Ziel erreichen lässt, die Treibhausgasemissionen der Gebäude in Deutschland bis 2030 von derzeit jährlich 130 auf 70 Mio. t CO2-Emissionen zu vermindern. Die Studie identifiziert effiziente Gebäude als Grundlage für den Einsatz der gesamten Palette an Technologieoptionen in der Wärmeversorgung – von Wärmepumpen und Wärmenetzen über solarthermische Anlagen bis zum Einsatz von Power-to-Gas.
„Für ein Entweder-Oder ist es zu spät“
„Effizienz ist der Schlüssel, mit dem Deutschland seine verbindlichen Klimaschutzziele kostengünstig erreichen kann. Es bringt nichts, auf einzelne klimafreundliche Wärmetechnologien zu schielen, denn für ein Entweder-Oder ist es nach den Jahren des Zauderns im Gebäudeklimaschutz zu spät. Die Wärmewende gelingt nur, wenn alle Technologien flächendeckend zum Einsatz kommen und zwar in effizienten Gebäuden. Dafür ist eine ambitionierte Effizienzpolitik die Voraussetzung“, sagt Dr. Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende.
Energieeffiziente Gebäude vermindern den Aufwand für Energieerzeugung und -verteilung. Eine klimapolitische Sackgasse ist hingegen der alleinige Einsatz von synthetischen Brennstoffen, ohne zuvor den Energieverbrauch des Gebäudebestands gesenkt zu haben. Denn dazu sind diese Brennstoffe zu knapp und zu teuer. Zudem dürften sie langfristig in erheblichen Mengen in der Industrie sowie im Güter- und Luftverkehr benötigt werden.
Höhere Dämmstandards von Gebäuden steigern zudem fast immer auch deren Wohn- und Immobilienwert. „Ein zugiges Haus bleibt ein zugiges Haus, auch wenn es mit klimafreundlichen Brennstoffen beheizt wird. Eine gut ausgeführte Dämmung aber verwandelt es in ein behagliches Haus. Das ist nicht nur aus Kosten- und Klimaschutzgründen ein Mehrwert, sondern für die Bewohner häufig das wichtigste Argument“, sagt Graichen.
Fünf Szenarien betrachtet
In der Studie wurden fünf verschiedene Szenarien betrachtet:
Realisierungschancen sind neben Kosten zentral
Für die Bewertung der Szenarien ist neben ihren Kosten vor allem ihre Realisierbarkeit von zentraler Bedeutung. Deshalb beleuchtet die Studie auch die Robustheit von Entwicklungspfaden, um anspruchsvolle Klimaschutzziele zu erreichen.
Graichen: „Wenn wir die Einsparpotenziale nicht ernst nehmen, wird nicht nur das Heizen für jeden Einzelnen teurer werden. Wir machen uns auch abhängig von synthetischen Brennstoffen, die wir dauerhaft in großen Mengen importieren müssen. So sehr wir diese Brennstoffe in Zukunft brauchen werden, so klar ist doch auch, dass auch sie nicht im Überfluss verfügbar sein werden. Stattdessen sollten wir – wie schon die Niederlande und Großbritannien – jetzt Sanierungen in industriellem Maßstab angehen.“
Höchste Priorität für Gebäudedämmung
Graichen: „Die Politik sollte deshalb mit höchster Priorität die Effizienzpotenziale durch Gebäudedämmung heben. Ohne eine rasche und umfassende steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung, kombiniert mit Ordnungsrecht und klaren Anreizen für Hauseigentümer (‚Fördern und Fordern‘), wird die Wärmewende nicht gelingen. Sollte die Bundesregierung hier weiterhin inaktiv bleiben, ist ein Verfehlen der europarechtlichen Klimaschutzverpflichtungen Deutschlands unvermeidlich. Die Bundesregierung wird dann in den 2020er-Jahren bis zu 60 Mrd. Euro an andere EU-Staaten zahlen müssen, um von dort Emissionsrechte zu beschaffen.“
Die Studie „Wert der Effizienz im Gebäudesektor in Zeiten der Sektorenkopplung” wurde gemeinsam vom Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg, dem Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik sowie dem Beratungsunternehmen Consentec erarbeitet.
Download der Studie auf www.agora-energiewende.de GLR
Breiter P2X-Einsatz ist kurzfristig kaum darstellbar
Die Alternative, ein flächendeckender Einsatz von synthetischen Brennstoffen, die aus erneuerbarem Strom erzeugt werden (Power-to-Gas/ Power-to-Liquid, P2X) als Ersatz für fossiles Erdgas und Heizöl ist kurzfristig kaum darstellbar und würde die deutschen Haushalte bis zu 8,2 Mrd. Euro/a mehr als der Effizienz-Pfad kosten.
Dies zeigt eine Studie im Auftrag von Agora Energiewende und der European Climate Foundation. Sie untersucht, wie sich am kostengünstigsten das Ziel erreichen lässt, die Treibhausgasemissionen der Gebäude in Deutschland bis 2030 von derzeit jährlich 130 auf 70 Mio. t CO2-Emissionen zu vermindern. Die Studie identifiziert effiziente Gebäude als Grundlage für den Einsatz der gesamten Palette an Technologieoptionen in der Wärmeversorgung – von Wärmepumpen und Wärmenetzen über solarthermische Anlagen bis zum Einsatz von Power-to-Gas.
„Für ein Entweder-Oder ist es zu spät“
„Effizienz ist der Schlüssel, mit dem Deutschland seine verbindlichen Klimaschutzziele kostengünstig erreichen kann. Es bringt nichts, auf einzelne klimafreundliche Wärmetechnologien zu schielen, denn für ein Entweder-Oder ist es nach den Jahren des Zauderns im Gebäudeklimaschutz zu spät. Die Wärmewende gelingt nur, wenn alle Technologien flächendeckend zum Einsatz kommen und zwar in effizienten Gebäuden. Dafür ist eine ambitionierte Effizienzpolitik die Voraussetzung“, sagt Dr. Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende.
Energieeffiziente Gebäude vermindern den Aufwand für Energieerzeugung und -verteilung. Eine klimapolitische Sackgasse ist hingegen der alleinige Einsatz von synthetischen Brennstoffen, ohne zuvor den Energieverbrauch des Gebäudebestands gesenkt zu haben. Denn dazu sind diese Brennstoffe zu knapp und zu teuer. Zudem dürften sie langfristig in erheblichen Mengen in der Industrie sowie im Güter- und Luftverkehr benötigt werden.
Höhere Dämmstandards von Gebäuden steigern zudem fast immer auch deren Wohn- und Immobilienwert. „Ein zugiges Haus bleibt ein zugiges Haus, auch wenn es mit klimafreundlichen Brennstoffen beheizt wird. Eine gut ausgeführte Dämmung aber verwandelt es in ein behagliches Haus. Das ist nicht nur aus Kosten- und Klimaschutzgründen ein Mehrwert, sondern für die Bewohner häufig das wichtigste Argument“, sagt Graichen.
Fünf Szenarien betrachtet
In der Studie wurden fünf verschiedene Szenarien betrachtet:
- Das „Effizienz2-Szenario“, das die äußerst ambitionierte, allerdings nicht mit Maßnahmen unterlegte Effizienzstrategie des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) aus dem Jahr 2015 abbildet,
- drei „Effizienz-plus-X“-Szenarien, in denen ein realistisch-ambitioniertes Energieeffizienzniveau mit mehr erneuerbaren Energien, mehr Wärmepumpen beziehungsweise mehr synthetischen Brennstoffen kombiniert wird, und
- ein „Niedrig-Effizienz-Szenario“, in dem die Klimaschutzdefizite mit sehr hohen Anteilen synthetischer Brennstoffe kompensiert werden.
Realisierungschancen sind neben Kosten zentral
Für die Bewertung der Szenarien ist neben ihren Kosten vor allem ihre Realisierbarkeit von zentraler Bedeutung. Deshalb beleuchtet die Studie auch die Robustheit von Entwicklungspfaden, um anspruchsvolle Klimaschutzziele zu erreichen.
Graichen: „Wenn wir die Einsparpotenziale nicht ernst nehmen, wird nicht nur das Heizen für jeden Einzelnen teurer werden. Wir machen uns auch abhängig von synthetischen Brennstoffen, die wir dauerhaft in großen Mengen importieren müssen. So sehr wir diese Brennstoffe in Zukunft brauchen werden, so klar ist doch auch, dass auch sie nicht im Überfluss verfügbar sein werden. Stattdessen sollten wir – wie schon die Niederlande und Großbritannien – jetzt Sanierungen in industriellem Maßstab angehen.“
Höchste Priorität für Gebäudedämmung
Graichen: „Die Politik sollte deshalb mit höchster Priorität die Effizienzpotenziale durch Gebäudedämmung heben. Ohne eine rasche und umfassende steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung, kombiniert mit Ordnungsrecht und klaren Anreizen für Hauseigentümer (‚Fördern und Fordern‘), wird die Wärmewende nicht gelingen. Sollte die Bundesregierung hier weiterhin inaktiv bleiben, ist ein Verfehlen der europarechtlichen Klimaschutzverpflichtungen Deutschlands unvermeidlich. Die Bundesregierung wird dann in den 2020er-Jahren bis zu 60 Mrd. Euro an andere EU-Staaten zahlen müssen, um von dort Emissionsrechte zu beschaffen.“
Die Studie „Wert der Effizienz im Gebäudesektor in Zeiten der Sektorenkopplung” wurde gemeinsam vom Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg, dem Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik sowie dem Beratungsunternehmen Consentec erarbeitet.
Download der Studie auf www.agora-energiewende.de GLR